überholte Motore - wie einfahren?

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überholte Motore - wie einfahren?

Beitragvon Chris Martens » 22. Jan 2006, 12:42

moin Jungs und Mädels,

ich möchte 'mal ein Thema diskutieren, das mindestens so kontrovers sein dürfte, wie die "richtige" Ölsorte: das richtige Einfahren! Da hier mehrere dabei sind, ihre Motoren zu überholen oder überholen zu lassen und das Thema auf Rosi auch irgendwann zukommen dürfte, ist es bestimmt spannend.

Wir alle kennen wohl die Herstellervorschriften (eines jeden Herstellers), in denen es heißt, man sollte den neuen Motor / den neuen Wagen vorsichtig und gemächlich einfahren, die ersten 1000km keine volle Leistung fordern und Höchstdrehzahlen meiden.

Diese Vorschriften gibt praktisch jeder für jeden Kolbenmotor heraus, von VW über Porsche bis zu Yamaha und Kawasaki.

Aber:
Es gibt die entgegengesetzte Theorie, daß nämlich der neu zusammengebaute Motor innerhalb der ersten 50km Feuer bekommen muß(!) damit die Kolbenringe sich richtig einlaufen. Nur so sei sichergestellt, daß die Abdichtung zwischen Ring und Buchse optimal ist, somit die höchste Leistung bei geringstem Verbrauch entsteht, weiterhin praktisch kein Ölverbrauch und kein Verschleiß am Kolbenhemd.

Einfahrvorschrift ist hier also, 'raus aus der Halle, zügig warmfahren und dann in den ersten drei Gängen bei ständig wechselnder Drehzahl immer bis zum Anschlag.

Das ganze mit mineralischem Öl und nach 30km Ölwechsel machen, damit der Dreck herauskommt, wieder mineralisches Öl bis 3000km, dann Wechsel auf was-immer-ihr-wollt...

edit: ich habe unten andere Zahlen genannt, 70km Einfahrzeit bis zum ersten Ölwechsel und dann bei 1000km (nicht 3000) - es geht mir mehr um das Prinzip, als um die genaue Zahlen. Bitte nicht darauf herumreiten, danke :)

und nun, Gentlemen, die Schlacht ist eröffnet :lol:

bis denn,
Christian

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Beitragvon seg » 22. Jan 2006, 12:50

Moin Christian
Da haste aber was eröffnet.
Hatte nur 2x das Privileg einen Motor einzufahren, bei beiden hiess es, die ersten 1000 km nicht über 4000 U/min. und danach die Brühe wechseln.
Ich denke mal das hier jeder seine eigenen Einfahrvorschriften gemacht hat.
Früher hiess es immer. Wenn er nicht hält dann taugt er nichts.
seg
 

Beitragvon padi » 22. Jan 2006, 14:01

Habe von Berufswegen sehr oft mit neuen oder überholten Motoren zu tun wobei ich auch immer gesagt bekomme das die "weichei-Methode" sehr effektiv ist!
Aus eigener erfahrung kann ich sagen das ich die ersten ca 750 km kein volllast und keine drehzahlen oberhalb von 3500 1/min gegeben habe!
danach habe ich mich stück für stück gesteigert jedoch immer noch kein volllast!und kalt schon gar nicht!!!!habe dann bei knapp über 1000km den ölwechsel gemacht und schönes castrol rs 10W60 rein gelassen (beim einfahren fuhr ich 10W40) !
ob dies nun die optimale Methode ist kann ich trotzdem nicht sagen-was ich aber sagen kann ist das ich auf den letzten 3000km (seit diesem ölwechsel) keinen eizigen tropfen öl gebraucht habe!!!!

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Beitragvon db16v » 22. Jan 2006, 16:02

Hey.

Ich denke das wenn man den Motor Vorsichtig einfährt,
das der dann länger hält. 8) 8)
Wenn man mal schaut wieviel Motoren den Geist aufgegeben haben
als die 16er aufn Markt kamen, glaube ich das es nur daran lag, weil
die Leute dem Wagen gleich die Peitsche gegeben haben. :pferd
Ich habe meinen Motor die ersten 1000km nich über 2500 U/min gefahren.
Dann Ölwechsel und Langsam gesteigert. Aber nie Vollgas.
Und nach ca.3500km einmal aufe Bahn richtig Gas gegeben
und langsam mit der Geschwindigkeit runter. :iroc:

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Beitragvon Dennis190D » 27. Jan 2006, 01:24

Hoi!

Also meine Mutter hat meinen Diesel ganz ruhig eingefahren. Und der Motor läuft prima :D Würde es daher nicht anders machen....Auch jetzt fahre ich ihn immernoch behutsam warm, bevor ich ihn über die 3000 drehen lasse. Ich hatte ja auch vor 13tkm Die ZKD wegen einer Undichtigkeit gewechselt (Altersbedingt) und die Zylinder und Laufbuchsen sahen top aus....Hab auch gleich die Ventilschaftdichtungen gewechselt....

- Ölverbrauch geht gegen null
- Laufbuchsenwände sehen neuwertig aus

und Christian...du weißt ja wieviel Spaß mein kleiner Diesel trotz / wegen seiner gut eingefahrenen 72 PS macht 8) Ey, wer lacht da? ;)

Gruß Dennis
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Beitragvon evojonny » 27. Jan 2006, 17:10

Dennis190D hat geschrieben:Hoi!

Also meine Mutter hat meinen Diesel ganz ruhig eingefahren. Und der Motor läuft prima :D Würde es daher nicht anders machen....Auch jetzt fahre ich ihn immernoch behutsam warm, bevor ich ihn über die 3000 drehen lasse. Ich hatte ja auch vor 13tkm Die ZKD wegen einer Undichtigkeit gewechselt (Altersbedingt) und die Zylinder und Laufbuchsen sahen top aus....Hab auch gleich die Ventilschaftdichtungen gewechselt....

- Ölverbrauch geht gegen null
- Laufbuchsenwände sehen neuwertig aus

und Christian...du weißt ja wieviel Spaß mein kleiner Diesel trotz / wegen seiner gut eingefahrenen 72 PS macht 8) Ey, wer lacht da? ;)

Gruß Dennis

hatte auch diesen 72 ps mörder diesel :lol:
doch soviel spass und zuverlässigkeit wie bei dem hatte ich bei noch keinem wagen.
ps: da kannst du machen was du willst den bringst du nicht um :evil:
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Beitragvon Henger » 28. Jan 2006, 00:44

Moin Chris,

ich fang schon an wie du :lol:
Zum Thema, ich hab nen Kumpel mit dem hab ich schon die Schulbank gedrückt, er hat damals bei VW gelernt.

An meinem damaligen Fahrzeug (mehr als 20Jahre her) Scirocco 1,6 GTI hatte ich die Maschiene platt gefahren :oops:, mein Kumpel hat mir nen Nagelneuen Motor in seinem Betrieb besorgt, für unglaubliche 1900,-DM...das waren noch Zeiten :lol: 8)

Des Nachts in seiner Garage eingebaut, stand die Probefahrt an :D er wollte natürlich fahren :lol: ...ich saß also nebendran und mußte zusehen wie er die Kiste warm fuhr und abbog auf die Autobahn.
Was dann kam erschien mir wie ein Gemetzel :shock: :shock: , er hat der Karre volle Kanne in den **popo** getreten :twisted: und zu mir gesagt sein Meister hätte im daß so beigebracht, original Wortlaut "entweder platzt die Gurke oder hält für alle Ewigkeit"

Auf ein weiteres Einfahren habe ich danach verzichtet, was soll ich sagen :roll: ich hatte in den darauf folgenden Jahren keinerlei Probleme hinsichtlich Ölverbrauch oder Leistung, ...wahrscheinlich würde er heute noch laufen, wenn ich ihn nicht 100 000 Km später verkauft hätte :lol: :lol: :lol:

Übrigens, mein Kumpel hat schon lange seinen Meister..war danach viele Jahre bei BMW und auch Mercedes....er macht es heut noch so.....aber nicht weitersagen :wink:

Gruß vom Fränk :D
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Beitragvon coolsoft » 28. Jan 2006, 01:26

:) Sowas darf ja wohl nicht unwiedersprochen bleiben!!! :D
Sieht man sich die Photos von einer Motorraum Innenüberholung mal genauer an, entdeckt man selbst beim Feinschliff (der aus meiner Erinnerung mit 'Honen' bezeichnet wird) eine deutliche Rest-Struktur der Oberfläche.
zerlegt man denselben Motor nach 10.000 KM sieht man ein gänzlich anderes Bild.
Was hat sich da ereignet?

Die überstehenden Strukturreste wurden abgeschliffen und ins Motoröl gespült. es ergibt sich eine glänzende strukturfreie Oberfläche.

Solange das gleitende Metall weich und anpassungsfähig bleibt ein Problem, das im vorgegebenen Rahmen bleibt.
Wird das Material nach oben beschriebener Methode 'getrieben', wird es heiss und spröde. Ein Überleben der Mechanik ist ein reiner Glücksfall (wie ebenfalls beschrieben :) ).
Gleiches gilt u.a. für Gleitlager.
Die VW Motoren vom Polo bis zum Scirocco hatten ein deutliches Öl -Problem. Das lag regelmässig an der Abdichtung der Ventile. Ob diese konstruktionsbedingte Schwäche durch das frühe 'Heissfahren' konterkariert' wurde kann ich nicht beurteilen.
Mein gegenbeispiel ist ein drehfreudiger Fiat - Motor, den ich mit 7 TKM unter das Pedal bekommen habe. Der startete unwillig, lieferte im unteren Bereich null Drehmoment, spotzte gelegentlich sogar.
Nach 10 TKM mit Hirn und Gasfuss, konnte man das Teil problemlos im Leerlauf 1. Gang anfahren, hatte einen gleichmässigen Drehmomentverlauf bis ans Limit und einen gleichmässigen Spritverbrauch über alle Strecken (Landstrasse Autobahn, Stadt! ).

Ich denke gelegentlich an meine Zeit an der Werkbank mit der Feile in der Hand zurück, da fällt mir immer wieder ein, wie unterschiedlich die Eigenschaften von Metall unter 'freundlichen' und 'unfreundlichen' Bedingungen sein können.

Für Sportmotoren mag ein 'Einbrennen' ja sinnvoll sein, wenn die max. Laufleistung bei ein paar hundert KM liegen soll - für einen Motor, der Alltagsbedingungen standhalten soll, bin ich mir da nicht so sicher?
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Beitragvon Chris Martens » 28. Jan 2006, 12:03

moin zusammen,

ersteinmal: vielen Dank für die Meinungen!

Selbstverfreilich sollte ein Motor warm gefahren werden, bevor er belastet wird. Dann erst haben die Bauteile die gewünschte Form (Kolben) und das Öl die richtige Schmierfähigkeit.

Dann jedoch... :lol:

Zwischen (fast) allen sich bewegenden Teilen eines Motors ist Öl, das verringert die Reibung gegen Null, so daß praktisch kein Verschleiß vorhanden ist. Sofern wir hier ausreichend Öl haben, bauchen wir uns keine Gedanken zu machen.

Der einzige Bereich, der fast ungeschmiert auskommen muß, ist die Paarung Buchse / Kolbenring. Hier findet ein Einlaufprozeß statt, es wird Material abgetragen, bis die Kolbenringe eingelaufen sind.

Dieser Bereich ist der einzige, bei dem beim Einlaufen überhaupt etwas passiert, alle anderen Bereiche bleiben unverändert, da sich Öl zwischen den Bauteilen befindet. Materialabtrag findet in Kurbelwellenlagern, Pleuellagern, Pleuelauge oder Nockenwellenlagern, Nocke / Stößel (oder Kipphebel) NICHT statt.

Die Abdichtung zwischen Kolbenringen und Buchse ist jedoch für die Motorleistung (möglichst hoch) und den Ölverbrauch (möglichst gering) von entscheidender Bedeutung, so daß die Kolbenringe möglichst stramm engefahren werden sollten, um abzudichten. Dazu brauchen sie den Verbrennungsdruck, der die Ringe von innen an die Buchse drückt, je mehr Druck, desto besser.

Nun stellt sich die Frage, warum alle Fahrzeughersteller ganz andere Einfahrvorschriften herausgeben. Es gibt dazu viele Antworten, eine entscheidende ist jedoch diese:

Würde man den Neufahrzeugkunden raten, den Wagen / das Motorrad auf den ersten 50 km hart 'ranzunehmen, würden vermutlich diverse Unfälle passieren, für die der Hersteller zur Rechenschaft gezogen würde. Der neue Kunde ist meist das Fahrzeug nicht gewohnt, muß sich erst an die Leistung oder die Bedienung gewöhnen, so daß ein besonnenes Fahren durchaus ratsam erscheint.
Also sagt man den Leute, sie sollen vorsichtig fahren, damit nichts passiert.

Für die Motorleistung ist dies sicherlich nur die zweitbeste Variante.

Frank, die damalige Vorgehensweise Deines Kumpels gefällt mir!

Gerd, Du irrst, die Hohnspuren sind auch nach Hunderttausenden von Kilometern noch sichtbar, sofern der Motor nicht komplett verschlissen ist.
Es arbeiten sich die äußeren Spitzen des Schliffs ab, schnell und innerhalb der ersten Betriebsstunde, aber hoffentlich nie soviel Material aus der Buchse, daß die Hohnspuren nicht mehr sichtbar sind. Falls doch - ist die Buchse hinüber und muß auf das nächste Maß aufgebohrt werden.

"Heiß und spröde" wird im Motor garnichts, jedenfalls nicht so, wie von Dir beschrieben. Die thermisch hochbelasteten Teile wie Auslaßventil und Kolbenboden sind dafür ausgelegt, sonst würde ein Motor nicht vollgasfest sein.

Die Gleitlager der Kurbelwelle sind in ihrer Oberfläche so weich, daß man die Schicht mit dem Fingernagel eindrücken kann. Jedoch sind Lagerschalen immer durch den Ölfilm von der Welle getrennt, damit das ganze überhaupt gleitet. Solange der Ölfilm vorhanden ist, gibt es keine Abnutzung.

Jede Berührung bei Drehzahl, ohne schützenden Ölfilm, führt zur sofortigen Zerstörung der Lagerschale, zum Fressen des Lagers und bei hohen Drehzahlen zum Pleuelabriß, meist mit Loch im Block.

Zerstörte Motoren haben entweder ein Materialproblem in einem Bauteil, das kommt immer mal vor, oder wurden kalt getreten, ohne daß die erforderliche Schmierung vorhanden ist. Ohne Schmierung nagt der Zahn der Zeit viel schneller...

bis denn,
Christian

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Beitragvon coolsoft » 28. Jan 2006, 13:40

Moin Chris,
hab leider auf die schnelle keine Drittmeinung gefunden.
.. und bevor ein reiner Glaubenskrieg ausbricht lass ich mal die Kerze lieber in der Kirche.

Nur, daß die Fürsorgepflicht der Autohersteller für ihre Käufer soweit geht, daß sie unter einem Vorwand ihre Kunden von forcierter Fahrweise abhalten wollen? - das ist dann doch eher dem spekulativen Bereich zuzuordnen!?.
GG
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Beitragvon coolsoft » 29. Jan 2006, 01:08

So ganz lässts mich dann doch nicht los:

als kleines nicknack:
Porsche lässt seine Autos von Profis einfahren, bevor sie an den Kunden ausgeliefert werden. An der Fertigungsqualität ist ja wohl nicht zu zweifeln?

Der grösste Druck im Brennraum sollte eigentlich bei max. Drehmoment und nicht bei max. Drehzahl entstehen.
coolsoft
 

Beitragvon Henger » 29. Jan 2006, 02:55

Hi Leute,

ich finde den Aspekt von Chris gar nicht so schlecht, daß Kunden zur Vorsicht ermahnt werden, daß ist alles sehr durchdacht in unseren Tagen!
Psychologischer- Effekt kommt gut :lol:, unter Verwendung moderner Werkstoffe sollte es möglich sein Motoren nicht mehr auf alt hergebrachte Weise einfahren zu müssen.

Ich hatte das Glück, bei Porsche Weissach (versuch und entwicklung) 4 Wochen zu arbeiten, zu Zeiten meines Scirocco`s als Fremdfirma (nichts mit den Autos, ging nur um eine Anlage) , jedoch bekam man einen gewissen Einblick.
Ich kann sagen das dort alle Motoren einen Prüfstandlauf erhielten, der nicht ohne war!! Nach einer Warmlaufphase, die nicht sooo lange war, hat man die Teile hoch gejubelt und Drehen lassen :shock: :shock:

In diesem Werk wurden Kleinserien hergestellt, die ein vielfaches dessen Kosten, was ein 16er gekostet hat, die anschliesenden Probefahrten auf der eigenen Versuchsstrecke, dienten wohl mehr dem Gesamtfahrzeug als dem Motor...denn der wurde dort auch alles andere als geschont.


Gruß an alle, vom Fränk :wink:
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Beitragvon coolsoft » 29. Jan 2006, 03:02

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Beitragvon Chris Martens » 29. Jan 2006, 13:49

moin Gerd,

ich glaube, es geht hier nicht um Abstimmungen oder Rechthaberei, mich interessiert das Thema einfach und ich möchte es diskutieren.

Dabei helfen praktische Erfahrungen, theoretisches Wissen und logisches Denken.

Wie Frank schrieb, gibt es wohl bei diversen Herstellern "Prüfläufe" vor der Auslieferung, bei denen der Motor, sobald er warm(!) ist, durch alle(!) Drehzahlen gezogen wird. Porsche (und ein paar hochpreisige Italiener) machen eine Inspektionsfahrt mit dem Neuwagen, um zu kontrollieren, ob alles stimmt. Dabei wird der Wagen gefordert, einmal Anschlag soll zeigen, ob alles wunschgemäß arbeitet. Die meisten anderen Hersteller scheuen so einen Aufwand, es kostet ja Geld, das der Kunde letztlich nicht zahlen will.

Nun ist ein komplett neues Fahrzeug um einiges komplexer als ein neuer Motor allein, neue Reifen brauchen z.B. ein Weilchen, bis sie angerauht sind und Grip haben, so daß die Einfahrvorschrift für das neue Fahrzeug durchaus Sinn macht. Der Käufer soll den Wagen ja nicht nach 50km am Baum abstellen.

Ein neuer oder überholter Motor in einem gebrauchten Fahrzeug ist da schon einfacher zu betrachten, es geht nur um den Motor, der Rest ist meist ausreichend eingefahren. :lol:

Wenn man die Beiträge im Internet zu diesem Thema vergleicht, kommen meist ähnliche Diskussionen 'raus. Es ergeben sich zwei gegenüberstehende Positionen:

A ist für vorsichtiges Einfahren und sagt, daß es schon immer so war und daß die Hersteller sich schon 'was dabei gedacht haben.

B ist für dynamisches Einfahren und argumentiert damit, daß die Kolbenringe zügig und bei den später gefahrenen Betriebszuständen einlaufen sollen sowie weiter mit "was soll da ansonsten passieren?"

A sind oftmals Vielfahrer, die in ihrem Leben diverse Fahrzeuge gehabt haben, meist Neufahrzeuge, die entsprechende Werte dargestellt haben.

B sind oftmals Schrauber, die diverse Motoren repariert, überholt und dann eingefahren haben, so daß sie verschiedene Einblicke in die Innereien haben.

Natürlich gibt es auch Schrauber, die wie A argumentieren und umgekehrt! 8)

Einig ist man sich darin, daß jeder Motor vor Belastung warmgefahren gehört, also nicht kalt losbrüllen, zwei lange Striche hinterlassend (ersatzweise einen beim Moped).

Danach scheiden sich die Geister...

Während die Argumentation von A meist auf Vorstellungen und Bauchgefühl beruht, versucht B logisch zu argumentieren. Zwangsläufig kommt man an den Punkt, wo der eine etwas als Tatsache behauptet, was der andere bestreitet und dann ist die Diskussion am Ende, das Gemetzel beginnt. Damit das hier nicht so ausartet, gibt es ja Motz, äh, Mods in diesem Forum. :wink:

Zur Argumentation von B:

Man stellt heute (oder auch vor 20 oder 30 Jahren schon) Bauteile in Motoren und Getrieben mit einer Präzision her, daß ein gegenseitiges Einschaben von Bauteilen im Betrieb nicht mehr nötig oder gar gewollt ist.

Glatte Oberflächen (an Nocken, Kipphebeln, Stößeln, Zahnflanken von Getrieben o.ä.) werden glatt hergestellt, eine nachträgliche Verletzung der Oberfläche (Materialabtrag in irgendeiner Form) ist ausdrücklich unerwünscht und führt meist zu schnell fortschreitendem Verschleiß bis zum Ausfall.

Gleitlager sollten immer durch Öl von der Welle getrennt sein, ansonsten ist die Lagerschale (bei der 16V-Nocke auch schon mal die Bohrung im Zylinderkopf) schnell hinüber. Da läuft sich also auch nichts ein, um später besser zu laufen, höchstens einmal, dann aber zum letzten Mal...

Kugellager (haben wir Sechzehnventiler nicht im Motor, nur im Getriebe und im Achsantrieb) brauchen keine Einlaufzeit, da stimmt von Anfang an alles. Da ist sich A mit B komischerweise einig! :roll:
Heißt doch aber nur, daß entsprechende Herstellungsprozesse vorhanden sind, um Bauteile so herzustellen, daß sie gleich funktionieren.

Was bleibt ist die Laufbuchse samt Kolben und Ringen. Hier findet unstreitig ein Einlaufprozeß statt, da sind sich A und B einig. Über die Art und Weise gibt es prinzipiell unterschiedliche Ansichten.

Mal zur Verdeutlichung der Vorgänge im Betrieb eines Motors:

Das Kolbenhemd (alles unterhalb des Kolbenbolzens) stützt sich an der Laufbuchse ab, hier muß also geschmiert werden, damit es keinen Reiber oder Klemmer gibt. Dies wird durch Spritzöl erledigt.

Der unterste Kolbenring ist der Ölabstreifring, der dafür sorgt, daß die Zylinderwand über dem Kolben möglichst ölfrei bleibt, eine winzige Restschmierung für die beiden oberen Ringe bleibt.

Der oberste Ring ist der Verdichtungsring, der soll dafür sorgen, daß der Druck aus dem Verbrennungsraum den Kolben 'runterdrückt und nicht das Öl aus der Kurbelgehäuseentlüftung pustet :?

Der mittlere Ring ist ein Zwitter, er hat als Nasenring sowohl abdichtende und auch ölabstreifende Funktion.

Ziel für einen guten Motor muß es sein, daß der Verdichtungsring sauber dichtet und keine Brenngase nach unten durchläßt.
Durchblasen kostet Leistung und stellt eine ungeplante thermische Belastung für den Kolben dar. Alles ganz schlecht, sowas.

Die dynamische Einfahrmethode soll diese Dinge besser bewerkstelligen, als die vom Werk empfohlene Methode. Mit dem unter Last hohen Verbrennungsdruck werden die Verdichtungsringe ordentlich und gleichmäßig gegen die Laufbuchse gepreßt, laufen sich dort schnellstens ein und dichten anschließend perfekt. Dieselmotore haben übrigens prinzipbedingt einen wesentlich höheren Verbrennungsdruck als Ottos, da passiert das hier beschriebene von ganz allein... 8)

Um das nochmal zusammenzufassen:
Warmfahren, wirklich warmfahren(!), dann abwechselnd Last und abtouren lassen, wechselnde Drehzahlen aber auch bis zur Höchstdrehzahl gehen und innerhalb von ca. 70km oder einer halben bis ganzen Stunde ist alles erledigt. Einfahren mit mineralischem Öl, nach den ersten 70km ein sofortiger Ölwechsel wieder mit mineralischem Öl, bei 1000km Ölwechsel mit der bevorzugten Marke und dann ist alles erledigt.

Es gibt diesen Freak (oder Spinner, ganz nach Geschmack) namens MotoMan in den USA, der hat eindrucksvolle Fotos von (Motorrad-) Kolben, die nach seiner Methode eingefahren wurden, und nach einer Saison Rennbetrieb keinerlei Verschleiß aufweisen.

Meinungen dazu? :wink:

bis denn,
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Beitragvon NullPositiv » 29. Jan 2006, 14:08

tut mir leid chris, aber der beitrag ist mir zu lang :-) .
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Beitragvon Chris Martens » 29. Jan 2006, 14:13

moin René,

immer diese Jugend, können sich nie länger als 10 Minuten am Stück konzentrieren :lol: :P :lol:

Dann lies es Dir in Abschnitten durch. Bei Fragen: nur zu!

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Beitragvon NullPositiv » 29. Jan 2006, 16:33

ne fragen eher nicht denn jeder ist von seiner methode ueberzeugt.
meinen motor habe ich vorschichtig eingefahren denn ich wuerde schwoeren das ich beim einfahren ein gefuehl hatte das der motor noch nicht frei dreht. ich hatte das gefuehl "es schleift" etwas.
als ich dieses gefuehl nicht mehr hatte war mir klar das das einlaufen abgeschlossen war.
frag mich jetzt nicht wie lange das gedauert hat.
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Beitragvon coolsoft » 30. Jan 2006, 01:27

mahlzeit chris!
Warum sollte ich beleidigt sein?
Dein Vortrag ist wie üblich klar strukturiert und mit kleinen Unsicherheiten auch belegt.
Ich hab keine Erfahrung mit Cosworth Motoren, auch nicht mit PS starken Sportmotoren.
Einen Kolbenring habe ich aber immerhin schon mal platziert :)
Und einen 16V hatte ich auch schon - wenn auch von einem anderen Hersteller.
Viele zucken ja schon wenn ich anfange, von meinen Erfahrungen zu berichten.
aber..

es gibt sowas wie eine subjektive Gaspedalsperre.
Das ist für mich das Gefühl, wenn man eindeutig mehr treten muss, als daß an Leistung auf die Strasse kommt.
Keine Ahnung obs sowas bei drehzahl- orientierten Motoren auch gibt?

Ich hab mich da öfter schon mal an mein Gefühl gehalten, und den Motor / das Fahrzeug einfach in aller Ruhe so schnell laufen lassen, wie es freiwillig gelaufen ist. Und nach längerer Strecke ein deutliche Erweiterung des sinvoll nutzbaren Leistungs- und Drehzahlbereiches festgestellt.
Mag ja vielleicht ein bißchen wie aus der Waschküche klingen - Nachteiliges habe ich nicht festgestellt - im Gegenteil.

Die Seite von dem Motorradfreak habe ich gelesen -
der sagt aber auch selbst, daß die fehlenden Ablagerungen mit auf den verwendeten Kraftstoff zurückzuführen sind.
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Beitragvon db16v » 30. Jan 2006, 21:53

Es kann ja jeder seinen Motor so fahren wie er möchte, aber da frage ich
mich doch warum mein Motormann und auch andere sagen, erst schön vorsichtig
und dann immer mehr gas geben.
Aber jedem das seine.
Mit wäre der Motor zu schade, wenn ich den gerade fertig mit Übermaß
habe ich mit dann ein Kolben frißt und ich die Maschiene in schrott schmeißen kann.

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Beitragvon Chris Martens » 1. Feb 2006, 12:55

moin,

Mit wäre der Motor zu schade, wenn ich den gerade fertig mit Übermaß habe ich mit dann ein Kolben frißt und ich die Maschiene in schrott schmeißen kann.


Klar, niemand will den neuen oder den teilüberholten Motor riskieren, schon gar nicht durch eine vermeidbare "blöde" Aktion.

Nur, irgendwie gehen ganz viele bei der Diskussion davon aus, daß sich z.B. zwischen Kolben und Buchse irgendetwas einlaufen muß - das tut es aber nicht. Die Geometrie steht fest und ändert sich nie mehr (außer jedes Mal durch Wärmedehnung, das aber bei jedem Warmlaufen erneut, deshalb ist das Warmfahren ja so wichtig), die Oberflächen werden durch Spritzöl voneinander getrennt, so ein Kolben hat ca. 0,1mm Spiel in der Buchse...

Der Kolben kann also nur fressen, wenn er nicht geschmiert wird, die Schmierung sollte aber beim frisch zusammengebauten Motor von Anfang an gewährleistet sein.

Also wird der neue Kolben in der frisch gehohnten Buchse genau so gut geschmiert, wie 10tkm später und klemmt auf den ersten Metern genau so wenig, wie drei Jahre danach.

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