2.3-16 ECE aus Aachen, Resumee einer Begutachtung

16 Ventiler suchen und anbieten (Angebote nur mit Preisvorstellung!)

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2.3-16 ECE aus Aachen, Resumee einer Begutachtung

Beitragvon BeastOfBurden » 19. Jan 2013, 23:02

Hallo,

da ich bereits des öfteren im Hintergrund mitgelesen und von den Beurteilungen der angebotenen 16-Ventiler profitieren konnte, möchte ich hier ebenfalls meine Erfahrungen puplik machen.

Ich habe mir am Freitag den in Aachen angebotenen 2.3-16 ECE (185PS) Bj 1985 angeschaut.
Bei dem Preis und der Laufleistung habe ich natürlich kein Spitzenmodell erwartet. Generell hörte sich das Angebot allerdings ganz interessant an.

Mobile.de Anzeige:

http://suchen.mobile.de/auto-inserat/me ... res=EXPORT

2.3-13 aus Stolberg.png


Der Verkäufer hat am Telefon einen sehr sympatischen Eindruck hinterlassen, bereitwillig Auskunft gegeben und einige kleine Mängel bereits im Vorfeld genannt.
Neben den Informationen aus der Anzeige, die ich mir telefonsch noch einmal bestätigen ließ erhielt ich noch die folgenden Infos

- 2,3-16 ECE
- Bj 1985
- Handschalter
- 190.650 km
- nächste HU 11/2014
- blau-schwarz mit gutem Lack
- Leder/Karo in gutem Zustand, lediglich die Sitzfläche der Fahrersitzes sei leicht abgescheuert aber ohne Loch. gleiches gilt für die Rückenlehne am Einstieg
- kein Unfall
- Kopfdichtung und Wapu in Jan 2013 neu wegen leichtem Wasserverlust
- Bremsen vorn und hinten in Nov 12 neu
- Inspektion mit Ölwechsel, Kerzenwechsel etc in Nov 12
- Tieferlegungsfahrwerk von KW
- Wegfahrsperre ausgebaut
- Stern fehlt, kommt noch neu
- 1/2 Jahr im Besitz (4 Vorbesitzer)
- Rostecke im Dach, beim Schiebedach

Alles in allem laut Aussage des Verkäufers ein sehr ehrliches Auto im ordentlichen Zustand ohne Rost (ausnahme kleine Ecke am Schiebedach und minimale Lackbläschen am Kofferraumdeckel.

Das Auto ist nicht angemeldet und der Verkäufer ist nicht im Brief eingetragen. Er bewegt das Auto seit etwa 1/2 Jahr lediglich am Wochenende...mit den Möglichkeiten die man als Angestellter in einer Werkstatt hat.

Am Freitag habe ich mich auf die 400 km lange Anreise begeben, Kurzzeitkennzeichen und einen Satz Winterreifen auf Felge im Gepäck für die Probefahrt im verschneiten Aachen.

Nun zum Auto:

Der Wagen war auf dem ersten Blick tatsächlich ganz ordentlich:

Alle Anbauteile sind vorhanden und bis auf Kleinigkeiten im guten und heilen Zustand.

Der Inneraum sah auf den ersten Blick ebenfalls ordentlich aus. Bis auf elektrisches Schiebedach und elektrischen Beifahrerspiegel ein echter Nullausstatter. Bei näherem Hinsehen vielen auf: Schaltknauf komplett abgegriffen (Leder abgewetzt) , Kupplungspedal blank und Fahrersitz bis zum Bodenblech durchgesessen. Bei einer Laufleistung von 190.000 km habe ich einen gebrauchten, aber nicht verbrauchten Zusatnd erwartet. (Ich fahre selbst einen 2,3 8v mit 170.000 km). Die Türverkleidungen waren in einem sehr guten Zustand, lediglich an der Fahrertür oben hebt sich auf einer Länge von 2cm der Bezug. Verbaut war ein sehr gebrauchtes Victor Sportlenkrad
Wegfahrsperre und der Alarmanlage waren gerade vom Bosch-Dienst ausgebaut worden weil die Fernbedienung dafür defekt und nicht mehr Lieferbar sei. (Aussage Verkäufer). Die Folge des Ausbaus: Der Untere Teil des Armaturenträgers (Träger für Radio und Lüftungsbedienung) steckte frei beweglich unter dem Armaturenbrett, die Schrauben oben in den Lüftungsdüsen saßen in ausgenudelten Löchern, der Rahmen der Lüftungsdüsen war dort gebrochen.
Generell war alles sehr verbraucht und hat bei der späteren Probefahrt an allen Ecken geklappert und geqiuetsch. Aber: Alles incl. elektrischen Schiebedach war ausnahmslos funktionstüchtig.

Zum Motor und Motorraum:
Für eine erste Verwirrung bei der Begutachtung sorgte ein Schild auf dem Schlossträger: ungeregelter KAT, original Mercedes Benz. Klärung schaffte der Fahrzeugbrief, mit einer Eintragung über einen nachgerüsteten U-KAT.
Fahrzeug-Ident-Nr WDB201034*** und Motornummer 102.983*** bestätigten, dass es sich um einen 2.3-16 ECE handelte.
Der Motor selbst war optisch in einem guten gebrauchten Alltags-Zustand
Anfang des Jahres soll er eine neue Kopfdichtung bekommen haben weil leichter Wasserverlust festgestellt worden war. (Bauteilrechnung für Kopfdichtungssatz von MB lag vor, Montage erfolgte in einer kleinen Werkstatt.) Das Ventilspiel wurde laut Verkäufer "wohl nicht eingestellt". (dies ermöglichte schon einmal Rückschlüsse über Pflege und Wartung des Aggregats. :( ) Auf die Frage ob er nicht wisse, dass alle 10000km das Ventilspiel überprüft werden müsse hatte er keine Antwort.
Auffällig war, dass der Motor schon warm war. Beim starten viel sofort ein sehr ruppiger schüttelnder Motorlauf auf. Zudem konnte die LL-Drehzahl nicht richtig eingeregelt werden. Die Drehzahl schwankte in langsamen Amplituden (bis 2sekunden) zwischen 900 und 1200 Umdrehungen. Also kein Sägen sondern eine falsche Regelung. Ich schließe hier auf ein Regelproblem durch fehlerhafte Sensoren (Temperaturfühler?) oder ein Problem der Lehrlaufregelung. Ab einer Wasser-Temperatur von ca. 80°C waren die Schwankungen deutlich geringer. Die LL-Drehzahl betrug ca 1100 U/min. Ein nur sehr leichtes Ventilklickern war zu hören. Das Ventilspiel ist denke ich etwas zu straff. Laut Besitzer habe ihm der Meister nach dem Kopfdichtungswechsel gesagt es sei eine andere Nockenwelle verbaut. Daten der Welle sind nicht bekannt.
Was weiterhin auffiehl war ein lautes Wimmern ähnlich eines Kompressors, dass drehzahlabhängig lauter wurde. Hier tippe ich nach der Probefahrt auf die Servopumpe. Das Wimmern hat den Sound des Motors zumindest bei Teillast übertönt!
Das Ansprechverhalten des Motors war generell tadellos, sowohl bei Vollgas aus auch bei Teillast und niedriger Last.
Der Ansaugsound eines 2.3-16 ECE ist über jeden Zweifel erhaben. :mrgreen:
Im Motorraum, im Übergang vom Scheiwerferhalter zum Radhaus, fahrerseitig, fand sich unter dem dort verlaufenden Kabelstrang eine Esslöffelgroße Durchrostung. der Rest des Motorraums war bis auf leichten Flugrost in Ordnung. Batteriekasten etc. ebenfalls (Ich habe die Batterie allerdings nicht ausgebaut)
Die Dämmmatte unter der Haube fehlte, Der Ansaugschlauch an der Frontmaske war getaped.

Der Kofferaum und die Reserveradmulde hatten ein wenig Flugrost, teilweise etwas stärker, aber bisher nur Oberflächlich. Nichts gravierendes. Die Kofferraummulden waren beidseitig relativ trocken.
Die unterkante des Kofferraumdeckels am Griff kann man als Krokant bezeichnen und ist nicht mehr zu retten (Außer durch Einschweißen einer neuen Kante) da schon auf Lände des Kofferraumgriffs aufgeblüht

Den Unterboden konnte ich leider nicht inspizieren. Ebensowenig die Radkästen. Der Grund lag in dem ultratiefen Fahrwerk. (Ich denke ,dass eine Zigarettenschachtel beim Überfahren umkippen würde.) Ich konnte lediglich die Radlaufkanten ertasten. Vorne denke ich in Ordnung, hinten umgelegt und mit Unterbodenschutz oder vergleichbarer Pampe zugeschmiert. Das Getriebe sah komplett sehr ölfeucht aus. (ectl. KW-Simmerring)

Der größte Haken und der Hauptgrund warum ich von einem Kauf des Fahrzeugs zurückgetreten bin sind allerdings die Radläufe und Seitenteile hinten, an beiden Seiten.
An beiden Seiten sind offensichtlich Reparaturbleche eingeschweißt und zugegebenermaßen ziemlich gut lackiert worden. Das Problem jedoch: Beide Seitenteile sind im Berich der Radläufe dick gespachtelt und wellig!!!! Das Schlimmst ist dabei, dass das Reparaturblech Fahrerseitig schief eingeschweißt wurde. Das Blech ist im Stoßbereich mit der Tür zu weit nach Innen versetzt, sodass die hintere Türkannte im Bereich direkt über den Seitenplanken vor dem Radlauf nicht bündig abschließt. Im direkten Vergleich zur Beifahrerseite sieht man, dass das Reparaturblech ca 2-8mm zu weit nach innen gesetzt worden ist und dadurch die äußere parallel zum Radlauf laufende Fläche im Türeinstieg hinten (nicht die mit der Türschloss, sondern die daran außen anschließende Fläche auf die die Türdichtung trifft) zu schmal ist.
Auf der Beifahrerseite ist so dickgespachtelt worden dass die Seitenverkleidung hinten unterhalb der Tür absteht und nicht ordentlich befestigt werden kann.

Zur Probefahrt. Das laute jauelnde Geräusch habe ich schon erwähnt. Man hat das Gefühl in einem W25 Kompressor Silberpfeil zu sitzen.
Das Fahrwerk ist so tief und hart das alle lockeren Teile im Innenraum durchgeschüttelt werden und noch lockerer werden. Die Sitze quietschen und klappern ebenso. Zudem schleifen bei leichten Bodenunebenheiten alle 4 (!) Räder in den Radhäusern.
Koppelstangen vorne links und rechts haben Spiel. Hardyscheiben ebenfalls, der Gesamte Antriebsstrang schwingt extrem nach. Das Getriebe ließ sich bis auf den 5. gang (sehr schwergängig) ordentlich schalten, lediglich der 1. Gang jauelte etwas.
Differential und Sperre waren im Schiebebetrieb unauffällig unter Last relativ laut (beim Sperrdiff bekannt) und etwas mahlend.
Der Motor hing gut am Gas und tourte ordentlich hoch und runter. Bei höheren Drehzahlen (> 5.500) war ein blecherndes Raseln zu vernehmen, dass ich allerdings auf die Abgasanlage schieben würde, die übrigens im Bereich des ESD schon repariert worden ist. Die Bremsen, die zumindest vorne neu erschienen taten unauffällig ihren Dienst. Bei Gaswegnahme konnte deutlicheh Drehzahlunterschwinger und die bekannten LL-Regelprobleme beobachtet werden.

Der aufgerufenen Kaufpreis beträgt 5700 Eur und war auf 5500 Eur verhandelbar ("soviel gibt mir der ansässige MB-Händler") ist aber für mich inakzeptabel.

Insbesondere die stümperhaft geschweißten Radläufe und die scheinheilige Unwissenheit "hab ich garnicht gesehen, der Wagen ist ja auch nicht geputzt" sowie der relativ offensichtliche Wartungsstau (Ventile, Antriebstrang, Fahrwerk) und der arg verbrauchte Zustand haben mich dazu bewegt in den sauren Apfel zu beißen und mit meinen Kurzzeit-Kennzeichen und dem Wissen 800 km umsonst gefahren zu sein wieder den Heimweg anzutreten.

Meine Ausführungen sind nun doch länger geworden als geplant. Ich habe mich allerdings so dermaßen über die Unehrlichkeit über das Fahrzeug geärgert, dass ich gerne jeden davor bewahren möchte ähnlich viel Geld und Zeit zu veschwenden weil die geweckten Erwartungen die Realität weit übertreffen.

Wenn jemand einen Teileträger mit kompletter Verspoilerung und einer teilweise guten Innenausstattung (Türverkleidungen, Beifahrersitz, Rücksitze), einem originalen Ersatzrad, neuem Mercedesstern und einem vollständigen Motor sucht könnte er hier fündig werden.

Allen die auf der Suchen nach einem ehrlichen 16v sind, der mit etwas Einsatz wieder schön herzurichten ist, empfehle ich ausdrücklich weiterzusuchen und vielleicht doch etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen.

Nun aber genug der vielen Worte und weitersuchen..

P.S. ich suche übrigens nach einem bezahlbaren 2.3 ECE Handschalter (oder auch 2.5-16). Gerne mit kleineren äußerlichen Mängeln, aber einer gesunden Basis. aucxh gerne ohne Ausstattung :wink:

Beste Grüße

P.S. Fotos habe ich nicht gemacht.

EDIT by Lude, hab den Link als Screenshot eingefügt!
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Re: 2.3-16 ECE aus Aachen, Resumee einer Begutachtung

Beitragvon BeastOfBurden » 20. Jan 2013, 00:18

... und zu guter Letzt fand sich im Handschuhfach ein etwa Bierdeckel-großes herausgetrenntes Blech in Wagenfarbe mit mittig gestecktem Gummi-Wasserablauf (MB-Teilenummer 201***) wie er unter anderem in den Kofferaumwannen links und rechts zu finden ist..... :shock:

Wo das nun her kam wusste der Verkäufer natürlich nicht! :oops:
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Re: 2.3-16 ECE aus Aachen, Resumee einer Begutachtung

Beitragvon Henger » 20. Jan 2013, 00:51

Danke für diese detaillierte Fahrzeugbeschreibung :danke

Netten Gruß

Fränk
Mitglied im 190E-16V Club e.V.
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Team-Moderation des w201-16v.de Forum
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"16V Fahren, ich kann jederzeit damit aufhören, ährlisch"

Wenn die letzte Tankstelle schließt, wird Euch auffallen,
daß Greenpeace nachts kein Bier verkauft.
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Re: 2.3-16 ECE aus Aachen, Resumee einer Begutachtung

Beitragvon Weisse83 » 20. Jan 2013, 13:07

Vielen vielen Dank über solche Beiträge, da ich selbst einen "guten" 16V (mit normalen Gebrauchsspuren) suche, bin ich über solche Berichte sehr sehr dankbar!

Genau dieses Thema schreckt mich vor Besichtigungen ab, die "weit" entfernt sind.
Hatte auch einen 2.3-16V im Visier, stand 615km weg und hatte ihn nicht besichtigt. Eine Woche später erhöhte der Verkäufer den Preis um 1500Euro auf 7950Euro und 3Tage später stand er nicht mehr drin.

Man kann sich sicherlich glücklich schätzen, wenn ein Forumsmitglied (gegen geringe Aufwandsentschädigung )aus der Nähe schonmal ein Fahrzeug "probebesichtigen" kann.

Hatte auch mal gefragt ob jemand aus der Nähe von Endlingen diesen roten 2.5-16 besichtigen könnte.
Leider hat sich niemand gemeldet.

Ich komme aus dem Rheingau-Taunuskreis, Nähe Rheinmaingebiet und erkläre mich ohne Weiteres bereit Fahrzeuge in der Nähe von
Frankfurt
Wiesbaden
Rüdesheim, Bad Schwalbach
Idstein, Niedernhausen

und notfalls auch
Limburg,
Koblenz, Montabauer
Darmstadt

besichtigen.


Ihr könnte mich jederzeit anschreiben. Wir sind ja ein Forum, da sollte man helfen und geholfen bekommen :-D
Weisse83
 


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