Auto-Motor-Zeitschriften

Hi Jungs.
Ich hab grad etwas im Netz rumgespielt und alte Zeitschriften bzw.Artikel gefunden über den 190er. Zum Beispiel das hier.
VDI-Nachrichten, Nr. 008 vom 24.02.1989, Seite 031
Feines Kompaktwagen-Duell
BMW 316i contra Mercedes 190 - Von Ingo Reuss
Auto - Motor - Meinung
VDI-N, Duesseldorf, 24. 2. 89 - Nach der Ueberarbeitung der 190er-Reihe im
Herbst 1988 will Daimler-Benz den Vorsprung gegenueber BMW wieder
ausbauen. Mit 93722 Dreier-Zulassungen im Inland sind die Muenchener dem
Stuttgarter Konkurrenten mit 96667 Verkaeufen auffaellig nahegekommen.
Doch zeigt noch das Dezember-Ergebnis eine klare Fuehrung der 190er- Reihe
(8600) gegenueber der 3er-Palette (5553).
Fuer die Einsteiger in die gehobene Kompaktklasse erscheint die
Motorisierung der beiden Kontrahenten gerade richtig: 73 kW (BMW) bzw. 75
kW (Mercedes) bei jeweils 5500 min-1 verheissen genuegend Leistung.
Zustande kommt diese Kraft auf unterschiedliche Weise: Im Gegensatz zum
Mercedes 190 mit 2-l- Vergasermotor wirkt der BMW 316i mit nur 1,6 l
Hubraum auf den ersten Blick etwas schmalbruestig.
In der Praxis allerdings braucht sich der neuentwickelte Einspritzmotor
des BMW ganz und gar nicht vor dem Vierzylinder der Konkurrenz zu
verstecken - sein Drehmomentverlauf, dazu ein um 100 kg geringeres
Fahrzeuggewicht, lassen ihn agiler wirken. Der 316i tritt schon in
niedrigen Drehzahlen kraeftig an und dreht bis fast 6000 Touren klaglos
hoch.
Auf Gaspedalbewegungen reagiert der 3er spontaner als der 190er. Das
aeussert sich auch in den Messwerten: Besonders die Elastizitaet
absolviert der BMW deutlich besser: Von 60 km/h bis 100 km/h im vierten
Gang kann er es immerhin zwei Sekunden, im Fuenften von 80 km/h bis 120
km/h sogar fuenf Sekunden schneller. Beim Beschleunigen aus dem Stand auf
100 km/h haelt der 190er mit 12,6 Sekunden gegenueber dem 316i (11,8
Sekunden) noch am ehesten mit, ist aber dennoch fast eine Sekunde
langsamer.
Subjektiv wirkt der 190er auch deswegen schwerfaelliger, weil sein
Motorgeraeusch bei niedrigen Drehzahlen stark gedaempft ist. Erst beim
Ausdrehen der Gaenge offenbart er seinen rauheren Charakter. Obwohl im
Rahmen der Modellpflege eine kuerzere Uebersetzung gewaehlt wurde, liegen
die einzelnen Fahrstufen immer noch recht weit auseinander.
Ein Lob verdient dagegen die Uebersetzungsanpassung im 316i. Im Gegensatz
zum 190er erreicht er konsequenterweise die Hoechstgeschwindigkeit im
fuenften Gang; Sie liegt in beiden Faellen bei 185 km/h. Ebenfalls einen
guten Eindruck hinterlaesst die Schaltung: Sie laesst sich ohne
Kraftaufwand und exakt bedienen. Im Mercedes verwechselt der Fahrer schon
mal den dritten mit dem fuenften Gang und muss insgesamt kraeftiger
zupacken.
Die Fahrfreude ist in der Praxis nur teilweise davon abhaengig, ob ein
Auto ein bisschen schneller beschleunigt und sich elastischer fahren
laesst. Auch der 190er bietet ein hohes Mass an Fahrdynamik. Auf dem
Fahrwerkssektor und zum Teil beim Federungskomfort verbucht er Pluspunkte.
Seine Raumlenker- Hinterachse gilt immer noch als vorbildlich.
Gelassen reagiert der Mercedes auf jede Art von Lenkmanoever. Doch hat der
kleine BMW laengst aufgeholt und besticht ebenfalls durch neutrales, im
Grenzbereich kaum uebersteuerndes Fahrverhalten. Wer allzu schneidig in
die Kurve geht, sollte sich dennoch auf beherztes Gegenlenken verstehen.
Ein geringfuegig hoeheres Mass an Handlichkeit und Uebersichtlichkeit
bietet insgesamt der BMW. Den sprichwoertlichen "Spass am Fahren" - das
wird in den Disziplinen Antrieb und Fahrverhalten besonders spuerbar -
suchen und finden die Kaeufer eher im 316i.
Schlechter Untergrund macht dem 3er mehr zu schaffen als dem 190er: Kurze
Stoesse kommen staerker zu den Passagieren durch. Im Mercedes fuehlt man
sich hinsichtlich Federung und Daempfung komfortabler untergebracht.
Bequemer fuer den Fahrer ist der 316i nicht zuletzt dann, wenn er eine
Servolenkung (Aufpreis 1170 DM) spendiert bekommt.
Die 3er-Reihe wirkte optisch nicht mehr "up to date", als der werksintern
Typ 201 genannte Mercedes mit aerodynamisch ausgefeilter Karosserie auf
den Markt kam. Trotzdem spricht das BMW-Styling offenbar viele Kunden an.
Modellvielfalt, Feinarbeit im Detail, neue Motoren und das abfaerbende
Flair der groesseren Baureihen trugen ebenfalls zum Erfolg bei.
Instrumente und Bedienungselemente sind in beiden Fahrzeugen
uebersichtlich angeordnet. Im 190er sorgt ein weitraeumigeres Raumgefuehl
fuer etwas mehr Entspannung. Beengter fuehlen sich manche Insassen im 316i
untergebracht, was fuer den sportlich Ambitionierten aber kein Nachteil
sein muss. Aehnlich verhaelt es sich mit den Sitzen, die, trotz der
Modellpflege-Massnahmen bei Mercedes, straffer ausgelegt sind und einen
weniger nachgiebigen Seitenhalt aufweisen.
Hinten sind die Platzverhaeltnisse bei beiden Limousinen fuer Erwachsene
ziemlich maessig. Daran hat auch die ueberarbeitete Profilierung der
Mercedes-Sitze wenig geaendert.
Knie- und Fussraum
sind im Fond
knapp bemessen
Im Fond des 3ers sind Knie- und Fussraum dennoch knapper bemessen. Der
Einstieg ist ein wenig muehsamer als beim 190er. Neben dem Viertuerer wird
der Kleine aus Muenchen bekanntlich noch als Zweituerer angeboten.
Im taeglichen Umgang mit dem 316i, der hier im Vordergrund des direkten
Vergleichs steht, fiel noch folgendes auf: Der Doppelarmwischer verhindert
zwar die Schlierenbildung besser, liegt aber bei hohen Geschwindigkeiten
nicht so gut an wie der Einarmwischer von Mercedes. Die Ladekante des
Kofferraums koennte niedriger sein, die Oeffnungshebel in den Vordertueren
sind unguenstig positioniert. Auf starken Seitenwind reagiert der Bayer
nervoeser, verstaerkt durch die direkt ansprechende Lenkung.
Einige Vorzuege spielt der BMW im Kapitel Wirtschaftlichkeit aus. Beim
Verbrauch liegt er mit durchschnittlich 9,8 l/100 km um 0,6 l niedriger
als der 190er. Das macht sich auf Dauer bemerkbar, zumal der Mercedes mit
Bleifrei-Super betankt werden soll (Umstellen auf Normal ist moeglich).
Bei gleichem Tankinhalt (55 l) ist die Reichweite des 316i somit etwas
groesser.
Besonders eklatant faellt der Unterschied beim Anschaffungspreis aus: Mit
27750 DM werden fuer den BMW 316i mehr als 7000 DM weniger bezahlt als
fuer den Mercedes 190. Der Preisabstand waechst inklusiv Fuenfganggetriebe
(beim 190) und schmilzt inklusiv Servolenkung (beim 316i).
Selbst der Hinweis auf die unuebertroffen solide Karosserie, den
Werterhalt und auf sinnvolle Details wie Gurtstraffer und
Leuchtweitenregelung der Scheinwerfer kann nicht allein als Erklaerung
fuer diese Diskrepanz dienen.
Jahr: 1989
43888, ZGEH , 24.02.89; Words: 948, NO: VDIN198900803101
Alla dann
Senna
Ich hab grad etwas im Netz rumgespielt und alte Zeitschriften bzw.Artikel gefunden über den 190er. Zum Beispiel das hier.
VDI-Nachrichten, Nr. 008 vom 24.02.1989, Seite 031
Feines Kompaktwagen-Duell
BMW 316i contra Mercedes 190 - Von Ingo Reuss
Auto - Motor - Meinung
VDI-N, Duesseldorf, 24. 2. 89 - Nach der Ueberarbeitung der 190er-Reihe im
Herbst 1988 will Daimler-Benz den Vorsprung gegenueber BMW wieder
ausbauen. Mit 93722 Dreier-Zulassungen im Inland sind die Muenchener dem
Stuttgarter Konkurrenten mit 96667 Verkaeufen auffaellig nahegekommen.
Doch zeigt noch das Dezember-Ergebnis eine klare Fuehrung der 190er- Reihe
(8600) gegenueber der 3er-Palette (5553).
Fuer die Einsteiger in die gehobene Kompaktklasse erscheint die
Motorisierung der beiden Kontrahenten gerade richtig: 73 kW (BMW) bzw. 75
kW (Mercedes) bei jeweils 5500 min-1 verheissen genuegend Leistung.
Zustande kommt diese Kraft auf unterschiedliche Weise: Im Gegensatz zum
Mercedes 190 mit 2-l- Vergasermotor wirkt der BMW 316i mit nur 1,6 l
Hubraum auf den ersten Blick etwas schmalbruestig.
In der Praxis allerdings braucht sich der neuentwickelte Einspritzmotor
des BMW ganz und gar nicht vor dem Vierzylinder der Konkurrenz zu
verstecken - sein Drehmomentverlauf, dazu ein um 100 kg geringeres
Fahrzeuggewicht, lassen ihn agiler wirken. Der 316i tritt schon in
niedrigen Drehzahlen kraeftig an und dreht bis fast 6000 Touren klaglos
hoch.
Auf Gaspedalbewegungen reagiert der 3er spontaner als der 190er. Das
aeussert sich auch in den Messwerten: Besonders die Elastizitaet
absolviert der BMW deutlich besser: Von 60 km/h bis 100 km/h im vierten
Gang kann er es immerhin zwei Sekunden, im Fuenften von 80 km/h bis 120
km/h sogar fuenf Sekunden schneller. Beim Beschleunigen aus dem Stand auf
100 km/h haelt der 190er mit 12,6 Sekunden gegenueber dem 316i (11,8
Sekunden) noch am ehesten mit, ist aber dennoch fast eine Sekunde
langsamer.
Subjektiv wirkt der 190er auch deswegen schwerfaelliger, weil sein
Motorgeraeusch bei niedrigen Drehzahlen stark gedaempft ist. Erst beim
Ausdrehen der Gaenge offenbart er seinen rauheren Charakter. Obwohl im
Rahmen der Modellpflege eine kuerzere Uebersetzung gewaehlt wurde, liegen
die einzelnen Fahrstufen immer noch recht weit auseinander.
Ein Lob verdient dagegen die Uebersetzungsanpassung im 316i. Im Gegensatz
zum 190er erreicht er konsequenterweise die Hoechstgeschwindigkeit im
fuenften Gang; Sie liegt in beiden Faellen bei 185 km/h. Ebenfalls einen
guten Eindruck hinterlaesst die Schaltung: Sie laesst sich ohne
Kraftaufwand und exakt bedienen. Im Mercedes verwechselt der Fahrer schon
mal den dritten mit dem fuenften Gang und muss insgesamt kraeftiger
zupacken.
Die Fahrfreude ist in der Praxis nur teilweise davon abhaengig, ob ein
Auto ein bisschen schneller beschleunigt und sich elastischer fahren
laesst. Auch der 190er bietet ein hohes Mass an Fahrdynamik. Auf dem
Fahrwerkssektor und zum Teil beim Federungskomfort verbucht er Pluspunkte.
Seine Raumlenker- Hinterachse gilt immer noch als vorbildlich.
Gelassen reagiert der Mercedes auf jede Art von Lenkmanoever. Doch hat der
kleine BMW laengst aufgeholt und besticht ebenfalls durch neutrales, im
Grenzbereich kaum uebersteuerndes Fahrverhalten. Wer allzu schneidig in
die Kurve geht, sollte sich dennoch auf beherztes Gegenlenken verstehen.
Ein geringfuegig hoeheres Mass an Handlichkeit und Uebersichtlichkeit
bietet insgesamt der BMW. Den sprichwoertlichen "Spass am Fahren" - das
wird in den Disziplinen Antrieb und Fahrverhalten besonders spuerbar -
suchen und finden die Kaeufer eher im 316i.
Schlechter Untergrund macht dem 3er mehr zu schaffen als dem 190er: Kurze
Stoesse kommen staerker zu den Passagieren durch. Im Mercedes fuehlt man
sich hinsichtlich Federung und Daempfung komfortabler untergebracht.
Bequemer fuer den Fahrer ist der 316i nicht zuletzt dann, wenn er eine
Servolenkung (Aufpreis 1170 DM) spendiert bekommt.
Die 3er-Reihe wirkte optisch nicht mehr "up to date", als der werksintern
Typ 201 genannte Mercedes mit aerodynamisch ausgefeilter Karosserie auf
den Markt kam. Trotzdem spricht das BMW-Styling offenbar viele Kunden an.
Modellvielfalt, Feinarbeit im Detail, neue Motoren und das abfaerbende
Flair der groesseren Baureihen trugen ebenfalls zum Erfolg bei.
Instrumente und Bedienungselemente sind in beiden Fahrzeugen
uebersichtlich angeordnet. Im 190er sorgt ein weitraeumigeres Raumgefuehl
fuer etwas mehr Entspannung. Beengter fuehlen sich manche Insassen im 316i
untergebracht, was fuer den sportlich Ambitionierten aber kein Nachteil
sein muss. Aehnlich verhaelt es sich mit den Sitzen, die, trotz der
Modellpflege-Massnahmen bei Mercedes, straffer ausgelegt sind und einen
weniger nachgiebigen Seitenhalt aufweisen.
Hinten sind die Platzverhaeltnisse bei beiden Limousinen fuer Erwachsene
ziemlich maessig. Daran hat auch die ueberarbeitete Profilierung der
Mercedes-Sitze wenig geaendert.
Knie- und Fussraum
sind im Fond
knapp bemessen
Im Fond des 3ers sind Knie- und Fussraum dennoch knapper bemessen. Der
Einstieg ist ein wenig muehsamer als beim 190er. Neben dem Viertuerer wird
der Kleine aus Muenchen bekanntlich noch als Zweituerer angeboten.
Im taeglichen Umgang mit dem 316i, der hier im Vordergrund des direkten
Vergleichs steht, fiel noch folgendes auf: Der Doppelarmwischer verhindert
zwar die Schlierenbildung besser, liegt aber bei hohen Geschwindigkeiten
nicht so gut an wie der Einarmwischer von Mercedes. Die Ladekante des
Kofferraums koennte niedriger sein, die Oeffnungshebel in den Vordertueren
sind unguenstig positioniert. Auf starken Seitenwind reagiert der Bayer
nervoeser, verstaerkt durch die direkt ansprechende Lenkung.
Einige Vorzuege spielt der BMW im Kapitel Wirtschaftlichkeit aus. Beim
Verbrauch liegt er mit durchschnittlich 9,8 l/100 km um 0,6 l niedriger
als der 190er. Das macht sich auf Dauer bemerkbar, zumal der Mercedes mit
Bleifrei-Super betankt werden soll (Umstellen auf Normal ist moeglich).
Bei gleichem Tankinhalt (55 l) ist die Reichweite des 316i somit etwas
groesser.
Besonders eklatant faellt der Unterschied beim Anschaffungspreis aus: Mit
27750 DM werden fuer den BMW 316i mehr als 7000 DM weniger bezahlt als
fuer den Mercedes 190. Der Preisabstand waechst inklusiv Fuenfganggetriebe
(beim 190) und schmilzt inklusiv Servolenkung (beim 316i).
Selbst der Hinweis auf die unuebertroffen solide Karosserie, den
Werterhalt und auf sinnvolle Details wie Gurtstraffer und
Leuchtweitenregelung der Scheinwerfer kann nicht allein als Erklaerung
fuer diese Diskrepanz dienen.
Jahr: 1989
43888, ZGEH , 24.02.89; Words: 948, NO: VDIN198900803101
Alla dann
Senna